Die Zeit ist etwas Merkwürdiges, Seltsames. Mal zieht sie sich hin, Minuten scheinen endlos, Stunden scheinen nicht zu vergehen. Ein anderes Mal fliegt sie vorbei, rasend schnell, ein kurzer Blick auf die Uhr und ein „was – schon so spät?“. So wie die Zeit sich an einzelnen Tagen unterschiedlich anfühlt, so fühlen sich die Monate zu Jahresbeginn für mich verschieden an. Der Januar erscheint mir meist endlos, trist, oftmals wenig sonnig. Der Februar vergeht schneller, die Sonne zeigt sich öfters, der Frühling lässt sich in weiter Ferne erahnen. Dem März fiebere ich entgegen, immer in der Hoffnung, dass es sonniger wird, die Temperaturen ganz leicht ansteigen und es draußen in der Natur losgeht …
Ich warte sehnsüchtig darauf, die ersten neuen Knospen zu entdecken, die Rückkehr der Zugvögel zu beobachten, frische Luft zu schnuppern, mein Gesicht in die ersten wärmenden Sonnenstrahlen zu halten. Endlich ist es morgens zeitiger hell, die Sonnenstunden werden wieder länger, die Tage sind nicht mehr von der Dunkelheit des Winters geprägt. Ebenso erwecken mein Tatendrang und die Lust in den Garten zu gehen. Diesen von den Altlasten des Winters zu befreien, Bäume sowie Sträucher zurückzuschneiden, um dann zu warten.
Warten, bis sich die ersten kleinen, feinen, grünen Knospen zeigen. Ihnen jeden Tag beim Wachsen zuzuschauen. Und jedes Mal aufs Neue erstaunt zu sein, was ein paar Wochen Unterschied bewirken. Von einem kahlen trostlosen zu einem neu wachsenden, treibenden Strauch. Die Kraft der Natur, in ihrer Einzigartigkeit. Und so wie die Natur etwas im Kleinen wachsen lassen kann, so kann ich dies auch. Ich kann Veränderungen im Kleinen beginnen, meinen neuen Aufbruch langsam wachsen lassen, ihn zur Routine werden lassen. Ihn in meinen Alltag integrieren, sodass er irgendwann für mich der Normalzustand ist. Veränderungen brauchen Zeit, sie müssen erst keimen, um dann Wurzeln bilden zu können. Nutzt doch die Fastenzeit, um eine kleine Pflanze der Veränderung, sie kann minimal sein, wachsen zu lassen.
Annika Schmidt
AG Schöpfungsverantwortung