Verzichten und andere leiden lassen?
Frankfurt am Main (16. Mai 2022). – Verzicht leisten und die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen zu schonen oder mehr zu konsumieren, um Arbeitsplätze, auch in anderen Ländern, zu erhalten, zwischen beiden Postulaten abwägen mussten die Teilnehmenden des Online-Workshops Christliche Soziallehre des Kolping-Diözesanverbands Limburg, der sich mit dem Thema „Das neue soziale Prinzip Nachhaltigkeit“ befasste. Nachhaltig ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen, heißt es im Brundtland-Bericht von 1987, der den heutigen Definitionen des Nachhaltigkeitsprinzips zugrunde liegt. Nachhaltig handele man dann, wenn in einem Zeitabschnitt nur so viele Ressourcen genutzt werden, wie sich in demselben Zeitraum auf natürliche Weise erneuern, bekräftigte der Duisburger Journalist Heinrich Wullhorst, der die Reihe moderiert.
In der Diskussion wiesen Teilnehmende darauf hin, dass wir in Deutschland hohe moralische Anforderungen an die Lieferketten erheben, weil wir Marktmacht haben, andererseits aber so wenig wie möglich aus sogenannten Billiglohnländern importieren wollten. Verzichte der einen dürften aber nicht zum Verlust von Arbeitsplätzen der anderen führen, forderten die Diskutanten, die auch von außerhalb des Bistums kamen. Wenn Konsum zur Zerstörung der Natur führe und die Lebenschancen der Nachgeborenen beeinträchtige, komme die christliche Forderung nach ökologischer Solidarität ins Spiel, betonte Referent Wullhorst.
Die christlichen Soziallehre müsse denen die angesichts von Kriegen und Katastrophen an der Zukunft verzweifelten Zuversicht und Halt geben, meinte er. Spätestens mit dem gemeinsamen Sozialwort der Kirchen im Jahre 1997 sei die Nachhaltigkeit zu einem Element der Soziallehre geworden. Die globale Schöpfungsverantwortung könne nicht mehr allein individualethisch wahrgenommen werden. Deshalb brauche es eine Übersetzung in politische und wirtschaftliche Strukturen. Hierzu diene das Prinzip der nachhaltigen Entwicklung.
Der letzte Workshop der sechsteiligen Reihe wird sich am Dienstag, 21. Juni, von 19 bis 21 Uhr online mit dem Thema „Ein gutes Leben für alle “ befassen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Informationen unter https://kolpingwerk-limburg.de/beitrag/christliche-soziallehre-online-workshopreihe/