St. Martin - ein Anlass zum Teilen
Traurig: Fast überall wird er in diesem Jahr ausfallen, der St. Martinsumzug mit Laternen, mit dem heiligen Martin auf einem Pferd, gewandet in seinem roten Mantel, und mit dem Bettler, und anschließend Martinsfeuer und die Martinsbrezel. Die Kinder freuen sich jedes Jahr auf dieses Fest und basteln mit Begeisterung Laternen. Man singt Martinslieder, bestaunt das Feuer und trinkt noch einen Glühwein oder Punsch. Ein Highlight im dunklen November. Nur in diesem Jahr nicht. Schade.
Worum ging es da noch mal beim heiligen Martin? Ach ja, ums Teilen. Er hat ja seinen warmen Mantel mit dem Schwert durchgeschnitten und die Hälfte einem frierenden Bettler geschenkt. Also im Teilen sind wir doch heutzutage Weltmeister. Jeden Tag teilen wir alles Mögliche über WhatsApp, Twitter, Instagramm - Bilder aus dem Urlaub, meine aktuelle Handarbeit, was gerade Leckeres auf dem Tisch steht, lustige Videos. Nichts leichter als das. Einfach nur auf das Symbol zum Teilen klicken und schon weiß die ganze Community Bescheid.
Äh. Moment mal. Diese Art von Teilen, wo man sein Ego allen unterjubelt, ob es sie interessiert oder nicht, ist wohl nicht die Sache des heiligen Martin. Sonst hätte er wohl zu dem Bettler gesagt: „Schau mal, was ich für einen tollen, warmen Mantel habe. Gibt es bei der römischen Armee. So einen solltest Du Dir auch besorgen.“ Hat er aber nicht. Statt von sich aus zu denken, hat er sich in die Situation des armen Bettlers versetzt und gemerkt, was dieser wirklich braucht. Und das hat er dann mit ihm geteilt. Diese Art von Teilen sollten wir einüben: Erst schauen, was gebraucht wird, und das dann bewusst, fair und ohne Eigennutz teilen.
Übrigens: auch wenn man in diesem Jahr keinen großen Martinsumzug hat, muss man ja deswegen nicht gleich auf alles verzichten. Laternen kann man trotzdem basteln. Die stellt man dann ins Fenster oder macht damit seinen eigenen kleinen Umzug um das Haus. Martinslieder singen, die Geschichte vom heiligen Martin erzählen und Brezeln essen kann man auch in der Familie.
(Hiltrud Bibo, AG Schöpfungsverantwortung, Kolpingwerk Diözesanverband Limburg)
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