Kinder zwischen zwei Welten
Text mit Fotos hier (Text- und Bildrechte bei der KF Obererbach)
Rumänien - ein wunderschönes europäisches Land. Universitäten, Flughäfen, Industrie. Solange man das Ganze mit der oberflächlichen Brille betrachtet, ist vieles „nice“. Die Wellblechhütten mit allem Elend entlang der Straße sind verschwunden. Pferdefuhrwerke immer seltener zu sehen. Aber wenn man genauer hinsieht, sind die Wellblechhütten nur verdrängt worden.
Europäische Hilfsfonds, Strukturfonds, Kohäsionsfonds - Maßnahmen zur Armutsbekämpfung, zur Förderung der sozialen Integration und zur Unterstützung von sozial benachteiligten Gruppen wie Arbeitslosen, Kindern und älteren Menschen, kommen dort, wo sie eingesetzt werden sollten, nicht immer an. In allen Projekten kämpfen unsere Ansprechpartner gegen Hinhaltetaktik, Ignoranz, Arroganz, Ausgrenzung und Willkür auf dem Amt und für genau diejenigen, für die diese Fonds bestimmt sind. Vor allem für Kinder in bildungsfremden und bildungsfernen Umgebungen.
Die Unterschrift Rumäniens zur Durchsetzung der UN-Kinderkonventionen, die das Recht auf medizinische Versorgung, Schutz vor Diskriminierung und Ausbeutung, Zugang zu Bildung, das Recht auf Identität beinhaltet, kollidiert mit dem immer noch tiefsitzenden Stachel Ceaușescus. Und auch nach über 3 Jahrzehnten nach seinem Sturz sitzen offenbar Befürworter des alten Regimes in wichtigen Ämtern, die Aussagen treffen, dass es günstiger sei, dass die „kleinen Ratten“, wie man die Kinder aus den Armenvierteln oftmals nennt, sterben würden. Kinder mit Behinderung aus diesen Vierteln haben noch weniger Stellenwert. Diese Kinder – bildungsfremd und bildungsfern werden zum Spielball. Aber nicht nur von Seiten des Staates, sondern auch in deren eigenen Familien. So müssen sich Mädchen im Alter zwischen 12 und 16 Jahren anhören, dass Gott sie bestraft, wenn sie verhüten. Kleine Buben werden an Tischbeinen festgebunden oder in Käfigen gehalten, nur damit sie nicht weglaufen, vor der Armut und den Eltern, die manchmal jenseits von Gut und Böse sind, falls sie nicht sowieso irgendwo im Ausland arbeiten.
Mitten in Europa
Wir könnten ein ganzes Buch füllen mit den Widrigkeiten, die uns zu Ohren kommen. Um „FakeNews“ auszuschließen ist es unerlässlich, dass wir uns in regelmäßigen Abständen selbst ein Bild machen - mit eigenen Augen sehen.
Und auch nach dieser Fahrt ist klar, wir müssen weiter etwas für diese Kinder bewegen, die ihr Leben nur aushalten, deren Blicke erstarrt sind. Wir müssen unbedingt erreichen, dass sie, allen Widrigkeiten zum Trotz, Zugang zu Bildung erhalten, die ihnen ein selbstbestimmtes, unabhängiges Leben ermöglichen kann.
Bettina, Alfred und Rainer haben in diesem Jahr die Fahrt mit dem Kleinbus auf sich genommen. Da die Reise genau zum orthodoxen Osterfest stattfand, hatten sie weitere Schokohasen im Gepäck und 6 weitere, aufbereitete Laptops und mehrere tausend Fotos (für einen Fotoabend in Iaşi) aller vergangenen Rumänienfahrten.
Strecke: Obererbach – Satu Mare (18 Stunden Fahrt)
1. Station: Die Projekte der Caritas in Satu Mare, Baia Mare und Turulung. Ansprechpartner:innen: Eva, Szilard und Janos
Eines der Projekte, die wir von der Caritas Satu Mare unterstützen ist das „Haus der Freundschaft“. Mitten im Armenviertel von Satu Mare ein wichtiger Anlaufpunkt für die Kinderund Jugendlichen, bietet er zumindest tagsüber Schutz und einen vollen Magen, die Möglichkeit zu duschen und psychologische Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Das Dach ist undicht und leider ist ein neues Dach für die Caritas Satu Mare nicht finanzierbar, zumal das Haus selbst dem Bürgermeister gehört. Wir sind dankbar für dieses Haus und müssen hier Fingerspitzengefühl im Umgang mit dem Vermieter haben. Eine alternative Unterkunft gibt es nicht, schon gar nicht in den reicheren Gegenden drumherum. So hat sich die Caritas dazu entschieden, das Dach mit einer Dichtschlämme abzudichten. Kostenpunkt 600 Euro. Wir haben uns dazu entschieden, einen Teil dazu beizutragen, da dieses Haus unglaublich wichtig ist. Weiterhin werden unsere Spenden für den Kauf von Entwicklungsspielen für die Vorschule und Lernmaterial für das Reha-Zentrum der Barmherzigen Schwestern eingesetzt, sowie für den Kauf von Musikinstrumenten für den Instrumentalunterricht im Haus der Freundschaft.
Der Caritas-Kindergarten in Carei, wo Kinder mit Behinderung betreut werden, ist der Gemeinde dort ein Dorn im Auge. Staatliche Hilfen, die den Kindern dort eigentlich zusteht, bleiben oft aus. Die Mitarbeiter der Caritas haben hier mit Willkür und Hinhaltetaktik zu kämpfen. Wir haben bereits den Kauf eines Kopierers und Druckers für die Sozialstationen ermöglicht, da die Anträge für diese Hilfen, je nachdem wer fragt, immer vergriffen sind. Die meisten Eltern dieser Kinder können nicht lesen und schreiben und es ist ihnen erst gar nicht möglich, diese Hilfe zu beantragen. Dabei unterstützen die Sozialarbeiter:innen.
Aktuell sind wir auch auf der Suche nach einer Lösung für den kleinen David (5). David ist es nicht möglich, den Kopf selbständig zu halten, auch bewegen kann er sich kaum. Wir suchen eine Möglichkeit, die es David in der Einrichtung ermöglicht, überall mit dabei zu sein und seinen Betreuerinnen, ihn einfacher umzulagern und zu versorgen. Wir haben keine Fachkenntnis, was es für Möglichkeiten gibt. Wer uns bzw. der Caritas vor Ort Hilfestellung geben kann, melde sich gerne. Es geht ausschließlich um Hilfsmöglichkeiten innerhalb der Einrichtung, da wir nicht sicher sein können, dass beispielsweise ein Rollstuhl für David außerhalb nicht schnell zu Geld gemacht wird. Durch eure Unterstützung konnten wir, zusammen mit weiteren Hilfsorganisationen, für David bereits eine Vojta-Therapie ermöglichen, eine physiotherapeutische Behandlungsmethode zur Stimulierung des zentralen Nervensystems.
Auch die Schülerhorte mit insgesamt 466 Schüler:innen in Satu Mare, Baia Mare, Turulung und Ardud unterstützen wir mit euren Spenden. Da diese Familien in bitterer Armut ums Überleben kämpfen, spielt Ausbildung ihrer Kinder in vielen Familien nur eine nebengeordnete Rolle. Um ein Bewusstsein bei den Eltern zu schaffen, wie wichtig die Schulausbildung für ihre Kinder ist, stehen die Sozialarbeiter im engen Kontakt mit ihnen. Ziel ist es, die Jugendlichen möglichst lange im Schulsystem zu halten, um die Chance auf eine Berufsausbildung zu verbessern. Ca. 400 Euro pro Monat und Kind kostet die Betreuung inkl. Mittagessen.
Das Gemeindezentrum Franz von Assisi in Baia Mare betreut Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahre, die vorwiegend aus Craica und dem Viertel Vasile Alecsandri kommen. Sie und ihre Familien sind Missbrauch und Vernachlässigung, Isolation und sozialer Ausgrenzung ausgesetzt. Ziel ist es, mittels pädagogischer und psychologischer Betreuung, individuelle und familiäre Fähigkeiten wieder herzustellen bzw. zu entwickeln, die notwendig sind, um schwierige Situationen aus eigener Kraft zu meistern, sowie die Entwicklung selbständiger Lebenskompetenzen von Kindern und Jugendlichen zu fördern.
Strecke: Satu Mare - Moldovița Zwischenstation am „Fröhlichen Friedhof“ in Săpânţa
Um mit all den Emotionen und Eindrücken der Armut fertig zu werden, brauchen wir manchmal eine Möglichkeit um„auszusteigen“. Schon lange fahren wir bei jeder Rumänienreise entlang der ukrainischen Grenze zum „Fröhlichen Friedhof“ nach Săpânţa. Aber in diesem Jahr, unweit der Theiß, dem Grenzfluss zwischen Rumänien und der Ukraine, sind auch die tragikomischen Geschichten über das Leben der Verstorbenen keine wirkliche Ablenkung. Eine sehr unwirkliche, angespannte Situation. Und so geht es ziemlich zeitig weiter nach Moldovita. Wer neugierig geworden ist, was es mit dem fröhlichen Friedhof aus sich hat, der findet hier eine Dokumentation des MDR: Rumänien: Der "Fröhliche Friedhof" | MDR.DE
2. Station: Abholung der Ostereier in Vatra Moldoviţei, Ansprechpartner:in: Grigore und Doina
Ca. 100 m vom UNESCO-Weltkulturerbe Kloster Moldovița kommen wir seit Jahrzehnten schon zu Grigore und Doina in die Vila Crizantema. Mal ganz davon abgesehen, dass Doina deutsch spricht und uns mit traditioneller Hausmannskost verwöhnt, hat sie uns den Kontakt zu Frauengemeinschaften in der Umgebung hergestellt, die für uns immer zusätzlich 200-400 Ostereier handbemalen. Wir geben sie gegen eine Spende von 4 Euro pro Ei in Deutschland ab. Wer bei dem Preis der Eier zuckt und wen die aufwendige Bemalung dieser Eier interessiert, der schaue sich folgende Dokumentation an: youtu.be/Dobdd0gI00A
Strecke: Moldovița - Iași
3. Station: Das Casa „Il Chicco“ mit dem Haus Barbara und dem Haus Maria und seiner Kirschbaumplantage, Ansprechpartnerinnen: Stefania und Carmen
Über die wunderschönen Karpaten geht es zu unserem östlichsten Projekt. Dem Casa „Il Chicco“. Leider wird dieses Projekt in der bisherigen Form keine Zukunft mehr haben. Im Laufe der letzten Jahre sind rund um das Projekt mehrere Villen entstanden. Die „Haute Volaute“ von - Iași ist dort angekommen und Einrichtungen wie das Casa Il Chicco mit seinen Bewohnern gehören nicht zu dem, was man dort repräsentieren möchte. Ständig gibt es neue, fadenscheinige Auflagen von der Gemeinde, die mit der Begründung „wegen der EU“ durchgedrückt werden sollen. Zu groß ist der Druck der Gemeinde und manchem kleingeistigen, neureichen Anwohner. Stefania findet immer weniger freiwillige Helfer und ist mit ihren 60 Jahren selbst müde geworden. Spendengelder brechen ebenfalls weg. Aus diesem Grund sucht sie andere Unterkunftsmöglichkeiten für „ihre Kinder“.
Viele von ihnen hat sie vor 30 Jahren mit waghalsigem Löwenmut aus einem der CeaușescuKinderheime in Popești gerettet. Wer wissen möchte, wie es in Popești damals zuging, findet hier einen ähnlichen Bericht von Spiegel-TV aus 2018 „Vor 20 Jahren - Die Kinder von Cighid 1998“ youtu.be/hbT50o7x53I. Die heutigen Kinderheime sind leider nicht weniger schlimm. Der ursprüngliche Bericht von 1998 war der ausschlaggebende Grund für Bruno Schneider zur Gründung der Kolping-Rumänienhilfe Obererbach.
Zurück zur aktuellen Situation: Nach langem Abwägen gibt es folgende Lösung: Die Kirschbaumplantage mit dem Haus Maria wird verkauft, um das Casa Barbara freizukaufen. 4 (von 18) Frauen können im Casa Barbara bleiben, sind kognitiv so fit, dass sie in betreuten Projekten arbeiten und sich selbst versorgen können. Ein weiterer Teil der Bewohner:innen hat in Italien bereits ein neues Zuhause gefunden. Eine weitere Hoffnung ist der Orden Don Guanella. Der Orden, der sich um ausgestoßene Menschen mit Behinderung kümmert, Betreuung und Hilfe anbietet, versucht, Kinder mit Behinderung wieder in deren Familien zu integrieren und eine geeignete Beschäftigung zu finden, die es ihnen möglich macht selbständig(er) zu leben, hat bereits zwei Männer aus dem Casa Maria aufgenommen. Wie viele Frauen ebenso aufgenommen werden können, ist noch unklar.
Mithilfe der Renovabis Stiftung aus Freising wird für diesen Orden in Iași eine neue Einrichtung für Menschen mit Behinderung gebaut. Wer mehr über die Projektförderung der Renovabis Stiftung erfahren möchte, findet alle Infos unter www.renovabis.de unter „Länder und Projekte“.
Wir hoffen, dass möglichst viele der Frauen in dem neuen Heim aufgenommen werden können. Die Alternative ist die Straße oder ein staatliches Heim, was gleichbedeutend mit dem Tod ist. Wir hoƯen auch, dass der Orden mehr Einfluss auf die Ämter nehmen kann und die diesen Menschen zustehende Unterstützung in vollem Umfang fließen wird. Auch der Orden ist ansonsten auf Spendengelder angewiesen. Weil das „Il Chicco“ ein Herzensprojekt von Schneiders ist, werden wir weiterhin in engem Austausch mit dem Orden und unserem neuen Ansprechpartner Bruder Alphonse bleiben.
Gerne nimmt er unser Angebot, ihm weitere Laptops für die Aus- und Weiterbildung der Bewohner:innen zur Verfügung zu stellen, an.
Am allermeisten wird uns bei dieser Reise der gemeinsame Fotoabend in Iași in Erinnerung bleiben. Rainer (Sani) hatte einen Stick mit Fotos aus den kompletten Jahren der Zusammenarbeit, bei dem wir mit diesem Herzensprojekt durch Höhen und Tiefen gegangen sind, dabei.
Strecke: Iași - Brașov 4. Station das Kolping Hotel Brașov, Ansprechpartnerin: Ingrid
Von Iași geht es weiter nach Transilvanien über den Roten See (Lacul Roșu) mit seiner atemberaubenden 10 km langen Bicaz Klamm und den fast senkrecht bis zu 300 Meter aufragenden Steilwänden, nach Brașov. Leider konnten wir nur kurz mit Ingrid sprechen, da sie an diesem Tag nach Timisoara musste.
Seit 2008 bietet das Kolping-Hotel eine Berufsausbildung an. Mehrere hundert junge Menschen haben sich bereits als Köche und Servicekräfte qualifiziert. Ebenso konnten mehrere hundert Schüler:innen ihr Praktikum dort machen. Ende 2017 hat Kolping Rumänien eine duale Berufsschule „Cool Academy“ für Tourismus- und Hotelfach, mitgegründet. Die erste duale Ausbildung landesweit! Partnerschule ist das Technische Lyzeum, wo es drei duale Klassen für Köche und Servicekräfte gibt. In diesem Jahr konnten sich 9 Schüler aus verschiedenen Schulen des Landkreises Temesch unter Anleitung des Hotelkoch Kiss Florin auf die Teilnahme an der IKA, der Olympiade der Köche, in Stuttgart vorbereiten und im Februar teilnehmen. Gewonnen haben sie zwar nicht, aber dabei sein ist, gerade für diese jungen Menschen, so viel mehr wert. Es geht um Anerkennung und Wertschätzung, beides wird ihnen nicht oft zuteil.
Viele dieser sozial benachteiligten Jugendlichen, sogenannte „Eurowaisen“, sind monatelang zuhause auf sich alleine gestellt und benötigen in dieser schwierigen Zeit Unterstützung. Die Ausbilder gehen besonders auf sie ein und haben immer ein offenes Ohr für ihre Sorgen. Ein Ausbildungszuschuss liegt bei etwa 250 Euro im Monat/Person. In diesem Jahr sind es 29 Lehrlinge.
Und eine weitere tolle Erfolgsgeschichte haben wir von Vladut gehört, einem jungen Mann, der sich bereits als Volunteer in Oituz verdient gemacht hat. Auf Arbeitssuche ist er nach Brasov gekommen, um auch hier etwas für Jugendliche zu tun. Kolping Brasov stellte ihn ein. Ein Kellerraum im Kolping-Hotel wurde zur Verfügung gestellt. Seitdem organisiert er Film- und Gesellschaftsabende für Jugendliche sowie Freiwilligeneinsätze zugunsten ukrainischer Flüchtlingskinder. Der Erlös vom Weihnachtsschmuckbasteln im letzten Jahr ging an das städtische Kinderspital. Auch die Lehrlinge aus dem Hotel bezieht er mit ein.
Strecke: Brasov – Hermannstadt (Sibiu)
5. Station: Die Roma-Kinderhilfe Siebenbürgen e.V., Ansprechpartnerinnen: Jenny und Susanne
Jenny hat die Energie von zehntausend Sonnensystemen und den Löwenmut von allen Rudeln dieser Erde. Sie geht dorthin, wo niemand hinschaut, geschweige denn, sich blicken lässt. Es gibt zwei Projekte, die ganz besonders wichtig sind und die finanziell leider immer noch auf wackligen Füßen stehen. Das erste sind die 7 Kinderhäuser (Kinderheime) in denen 54 Kinder, teilweise mit schweren Behinderungen, leben. Sie sind aufgrund von Gewalt, sexueller Gewalt oder Vernachlässigung aus ihren Familien in Obhut genommen worden. Träger der Kinderheime ist die Roma-Kinderhilfe Siebenbürgen e.V. Die Kinder sind zwischen 7 und 18 Jahre alt. 25% der Kosten inklusive Pflegegeld werden mittlerweile vom Staat übernommen. Bis vor einem Jahr waren es nur 10%. Die Aufmerksamkeit der Welt, die Jenny und ihr Team wecken, scheint langsam Druck in den Gemeinden aufzubauen. Zum Glück, denn den Kindern würde weit mehr Pflegegeld zustehen. Die restlichen 75% werden über Spenden finanziert.
Und dann gibt es noch zwei Nachmittagsprogramme, in denen 130 Kinder von Montag bis Freitag eine warme Mahlzeit und Hilfe bei den Hausaufgaben bekommen. Danach können sie noch spielen und es gibt immer wieder verschiedene Projekte (Schulgarten, Ausflüge, Kochen und Backen usw.). Diese Programme sind für Kinder, die oft aus sehr desolaten und bildungsfernen Familien kommen, ein sehr wichtiger Punkt in ihrem Leben, weil sie dort neben Essen und Bildung auch Zuwendung und eine Tagesstruktur bekommen. Jenny nennt dieses Programm den "sicheren Hafen".
Außerdem hat sie ein Aufklärungs- und Verhütungsprogramm auf die Beine gestellt. Unglaublich sensibel (bei uneinsichtigen Patriarchen bzw. Matriarchinnen jedoch immer konsequent) bringt sie dieses Thema in die Familien und zu jungen Frauen und Männern. In diesem weitgehend orthodoxen Land eine Mammutaufgabe. Wir können uns an die Anfänge der Rumänienhilfe erinnern. Damals in den 90ern nahmen wir unglaublich viele Kondome mit und wollten sie der Caritas und der Klinik in Satu Mare zur Verfügung stellen. Sie durften oder wollten sie damals ebenfalls (noch) nicht annehmen. Stefania in Iasi hat sie mit Handkuss genommen und verteilt. Noch gar nicht so lange her!!! Und zum Glück hat das Umdenken in der katholischen Kirche stattgefunden. Jedenfalls gelingt es Jenny durch den jahrelangen Aufbau von Vertrauen und Verbindlichkeit mehr und mehr, dass ein Umdenken beginnt und begonnen hat und junge Frauen, die in der Regel kein selbstbestimmtes Leben führen, sich endlich Spiralen setzen lassen (dürfen). Ein unglaublicher Erfolg, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen!!!
Während wir diesen Reisebericht verfasst haben, erreichte uns folgende Nachricht von Jenny: „Liebe Bettina, ich wende mich mit einer weiteren Bitte an Dich. Es geht um eines unserer Pflegekinder, das wir vor einem Jahr aufgenommen haben. Er ist 7 Jahre alt und hat 6 Jahre in einem staatlichen Heim in einem Kasten gelebt. Er hat schwere geistige Behinderungen und Mukoviszidose. Als er vor einem Jahr zu uns kam, wog er 6 Kilo. Mittlerweile ist sein Zustand wegen der dauerhaften Pflege und Zuwendung stabil, aber er ist auf unglaublich viele Medikamente angewiesen. Die rumänische Krankenkasse zahlt nicht und auch sonst fühlt sich niemand zuständig. Er muss 3x täglich mit Colistin (Antibiotika) inhalieren. Wir haben schon Mühe, überhaupt für ihn Rezepte für diese Medikamente zu bekommen. Und in diesem Monat hat es uns wegen weiterer ungeplanter Notfälle finanziell so zersägt, dass wir nicht wissen, wie wir die 400 Euro (für 10 Tage) zusammen bekommen sollen. Kannst Du mir helfen, dieses Rezept zu finanzieren?“
Wir konnten! – mit einem kleinen Spendenaufruf innerhalb der Kolpingfamilie Obererbach konnten wir diese Summe ermöglichen… Aber durch die einmalige Nothilfe wird der kleine Kerl nicht gesund.
Dank eurer Spenden können wir in allen Projekten einen guten Beitrag leisten. Aber dieser Hilferuf ist nur einer von vielen und zeigt, wie wichtig stabile Spendeneingänge in den Projekten sind. Es wäre daher mega cool, wenn wir unter euch Paten finden. Für ganze Projekte oder Einzelschicksale. Wir könnten so viel mehr mit unseren Freunden in den Projekten bewegen, wenn diese besser planen könnten. Wer daran Interesse hat, melde sich gerne bei uns! Weiterhin zählt jeder Euro!!!
Euer Arbeitskreis der Kolping Rumänien- und Ukrainehilfe Obererbach
Spendenkonto:
Nassauische Sparkasse Wallmerod
IBAN: DE70 5105 0015 0982 0195 40
BIC: NASSDE 55XXX
(Text und Bildrechte: Kolpingfamilie Obererbach. Pdf hier)