Ja, es ist Aschermittwoch – da ist es eigentlich vorbei mit gereimten Zeilen. Doch gestern hat uns noch das nachfolgende Gespräch von Werner Unkelbach mit Vater Kolping erreicht und wir finden: Das kann man auch sehr gut noch zum Beginn der Fastenzeit lesen! Werner Unkelbach ist übrigens Kolpingbruder in Remagen, wohnte aber früher in Niederlahnstein und war dort ein Urgestein der Kolpingfamilie. Das Bild zeigt einen Wagen des Niederlahnsteiner Carneval Vereins (NCV) aus dem Jahr 1962.
Vater Kolping, heute muss ich es sagen,
ich bin sonst bestimmt kein Freund von Klagen:
Doch nach fast schon einem Jahr,
ja, das ist, glaube mir, wirklich wahr,
ist von dem ganzen Corona-Geschehen
noch kein Ende abzusehen.
Dass Karneval ins Wasser fällt,
egal, was man von Narren hält,
ist sicher einmal zu verschmerzen.
Doch fehlen mir, klage ich von Herzen,
das menschliche Zusammensein,
sei es in Familie oder Verein,
ein Lächeln, ein Händedruck – früher normal,
darauf zu verzichten, ist eine Qual.
Keine Enkel liebevoll umarmen,
es ist ja wirklich zum Gotterbarmen.
Und draußen mit Schutz vor Nase und Mund,
das hat ja sicher einen guten Grund.
Doch sieht man dadurch leider nicht,
vom Gegenüber das Gesicht.
Und ich sehe den Menschen gern ins Gesicht,
mag er mich oder mag er mich nicht.
Ich sage es nun auf meine Weise:
Die Pandemie ist einfach Sch…
Vater Kolping, ich bitte dich heute,
bei uns sterben zurzeit so viele Leute,
frag doch beim Herrgott einmal an,
ob das Sterben nicht einmal enden kann.
Sterben, ich weiß, es gehört zum Leben,
aber das, was wir aktuell erleben,
so viele Tote in diesen Tagen
allein durch das Virus zu beklagen.
Karneval, ich sagte es schon,
für mich als treuen Kolpingsohn,
die Zeit, um dir zu berichten
von unseren irdischen Geschichten,
fällt aus in dieser besonderen Zeit,
zumindest nicht in Geselligkeit.
Das ist für uns Rheinländer nicht normal,
ich versuche es ersatzweise digital.
Zuhause ich vor dem Computer sitze,
sozusagen im Home-Office,
und schreibe, was mich so bewegt,
worüber ich mich aufgeregt.
In Köln, deiner alten Wirkungsstadt,
der Kardinal ein schlechtes Händchen hat.
Er hält ein Gutachten zum Missbrauch zurück,
das Volk hält dies für ein starkes Stück.
Massenweise, nicht zu knapp,
melden sich die Menschen ab,
ihre Enttäuschung ist enorm
und sie verlassen die Kirche im Zorn.
Der Synodale Weg, euphorisch begonnen,
die ersten Träume aber sind schon zerronnen.
Die Weihe der Frauen, lang heiß schon begehrt,
wird immer wieder von Rom verwehrt.
Auch Bischöfe bei uns sind strikt dagegen,
und keiner weiß genau weswegen …
Vater Kolping, du wirst nicht alles verstehn,
was wir heute unter Fortschritt verstehn.
Zu deiner wahrhaft schwierigen Zeit
waren die Laien noch nicht so weit.
Doch auch bei Kolping, deinem Verein,
zog schon längst der Fortschritt ein.
Den Vorsitz in Köln hat eine Frau,
du weißt das sicher ganz genau
und kannst im Himmel über den Wolken
was hier unten geschieht genau verfolgen.
Von uns als Familie kann ich dir sagen,
es ist nicht leicht in unseren Tagen.
Es ist alles nicht mehr, wie es mal war,
kleiner werden wir Jahr für Jahr.
Einige sind im Alter nicht mehr so fit,
machen nicht mehr alles mit.
Ich weiß, wie das klingt in deinen Ohren,
aber wir haben den Mut noch nicht verloren.
Wir halten durch, so lange es geht.
Wer weiß was alles noch vor uns steht!
Wir grüßen dich, weil keine andere Wahl,
in diesem Jahr einmal digital.
Über eines ist mir gar nicht bang:
Ihr habt im Himmel einen guten Empfang!
Wir grüßen dich, von zuhause ganz brav,
mit einem fröhlichen Alaaf!