Auszeit
Das ist eines meiner Sehnsuchtswörter. Einmal raus aus allem: Raus aus der beruflichen Tretmühle, raus aus den häuslichen Pflichten, raus aus dem Gedankenkarussell. Den ganzen Ballast mal stehen und liegen lassen und eine Auszeit nehmen.
Das ist eine schöne Vorstellung: Ich könnte die Zeit anhalten und hätte – bevor ich da wieder ansetzen muss, wo ich aufgehört habe – gewonnene Zeit. Das gibt ein Gefühl von Freiheit. Zeit für Kreativität, Spaß, Entspannung, Neugier. Ich könnte etwas ganz anderes machen, oder Etwas ganz anders machen.
Es gibt Leute, denen reicht eine Auszeit nicht. Sie steigen komplett aus und fangen neu an. Dazu gehören viel Mut und Gottvertrauen. Aber es genauso achtenswert, wenn man sich seinen Verantwortlichkeiten stellt und durchhält. Da muss jede und jeder den eigenen Weg finden.
Auch wenn ich nicht endgültig aus allem aussteige, kleine Auszeiten brauche ich immer wieder: eine Wanderung, ein entspanntes Treffen mit Freunden, Musik, ein Buch, ein Bad … Die weite Reise um den Globus muss es nicht sein, die Freiheit fängt bei mir zuhause an.
Auch das Jahr bietet Auszeiten. Die Fastenzeit ist so eine Auszeit, wenn man sie als solche nutzt. Ich schaue, was mich in Anspruch nimmt und besetzt hält. Wie kann ich mich davon freimachen? Was brauche ich wirklich, was ist unnützer Ballast? Was ist wesentlich und was hält mich davon ab? Veränderung braucht auch Gewöhnung. Die Fastenzeit ist für mich ein Anlass, anderes Verhalten auszuprobieren und einzuüben. Mir hilft es, solche Anstöße zu bekommen: JETZT ist die Zeit dafür. JETZT probiere ich das einmal aus. Nicht gleich aufgeben, und siehe da – es geht.
Hiltrud Bibo