Zur Ruhe kommen, Vorfreude auf Weihnachten, in Adventsstimmung kommen – wie soll das gehen, wenn wir im dauernden Krisenmodus sind? Kein Ende ist abzusehen. Die Corona-Pandemie hat uns seit drei Jahren im Griff. Im Ukraine-Krieg ist kein Friedenswille beim Aggressor zu erkennen. Der Kampf gegen den Klimawandel ist eine Farce, siehe Klimagipfel. Auf allen Kanälen werden wir von immer neuen Katastrophenmeldungen verfolgt. Wie soll da Weihnachtsfreude aufkommen?
Aber es gibt auch Bilder der Hoffnung, die uns Mut machen wollen, nicht aufzugeben. Der zweite Adventssonntag ist in diesem Jahr zugleich Barbaratag. Der Brauch sagt: Wenn man am Barbaratag einen scheinbar toten Zweig von draußen hereinholt und in warmes Wasser stellt, blüht er an Weihnachten. Und auch in der ersten Lesung des Sonntags ist von einem jungen Trieb die Rede, der aus einem Baumstumpf hervorwächst. Glauben wir doch daran, dass Gott scheinbar Totes zu neuem Leben erwecken kann. Vertrauen wir auf unsere Wurzeln, dass da noch Kraft drinsteckt, die neue Ideen wachsen und erblühen lässt. Und warten wir nicht darauf, dass die da ganz oben in der Politik schon alles richten werden. Fangen wir selbst an und lassen unsere Taten Kreise ziehen. Ändern wir die Normalität!
Es gibt so vieles, was wir jetzt schon tun können:
• Lecker vegetarisch essen statt Fleisch
• Rad und Öffis fahren, oder zumindest langsam, wenn es schon keinen anderen Weg zur Arbeit gibt
• Lieber warm anziehen, als zu viel heizen
• Nicht mehr Lebensmittel einkaufen, als man essen kann
• Nichts wegwerfen, was noch brauchbar ist – lieber verschenken
• Beziehungen pflegen, statt den Freizeitkonsum anzukurbeln
• Die Mitmenschen so annehmen, wie sie sind – wir sind selbst auch nicht perfekt
• Sich füreinander einsetzen und besonders für die, die es selbst nicht können
• Und noch mehr …
Denn auch wir sind zur Umkehr aufgerufen. Fromme Willensbekundungen reichen nicht. Von Johannes dem Täufer hören wir heute: „Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt.“ Es gibt keine Lorbeeren, auf denen man sich ausruhen könnte. Wir alle wissen, was auf uns zukommt, wenn die Gesellschaft zerfällt, Unfrieden wächst und unsere Lebensgrundlagen zerstört werden. Leider wird dieses „Zorngericht“ zuerst die treffen, die es am wenigsten verursacht haben, und die sich am wenigsten davor schützen können. Tun wir mehr als zuschauen und jammern. Das war nicht die Haltung von Adolph Kolping, und es sollte auch nicht unsere sein.
Entschleunigen und innehalten
Nachdenken und Mut fassen
Umkehren und anders handeln
Hiltrud Bibo, AG Schöpfungsverantwortung