Zum Bluttest zur Früherkennung von Trisomie
Nicht nur Christen behaupten, das Leben zu bejahen und dessen Vielfalt zu begrüßen.
Da medizinisch heute viel möglich ist, kommt für werdende Eltern und für die gesamte Gesellschaft allerdings schnell der Punkt, an dem sie sagen müssen, was das denn konkret bedeutet. So zum Beispiel bei der Frage nach einem Bluttest zur Früherkennung von Trisomie.
Die katholische Bischofskonferenz begrüßt zwar die gesellschaftliche Debatte, lehnt es jedoch ab, den Bluttest in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufzunehmen. Es bestehe leider die Wahrscheinlichkeit eines „Abtreibungsautomatismus“, sagt Bischof Gebhard Fürst, der Vorsitzende der Ethikkommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Das Kolpingwerk Diözesanverband Trier teilt die Sorge der Ethikkommission. Denn ein Bluttest führt ja nur zu einer Diagnose. Halt! Genau genommen führt er noch nicht einmal dazu. Er führt zu einer Wahrscheinlichkeit. Hohe Wahrscheinlichkeiten werden aber nur allzu gerne als Fakten verkauft. Natürlich ist die Möglichkeit gering, dass ein Kind mit einer hohen Wahrscheinlichkeit für eine Schwerstmehrfach-Behinderung gesund zur Welt kommt. Wir kennen aber zum Beispiel einen Fall, bei dem nach zwei unabhängigen Arztmeinungen eine solche Behinderung vorliegen sollte. Das Kind wurde lediglich mit einer Rot-Grün-Sehschwäche geboren.
Ärzte legen ihren Patientinnen schnell eine Abtreibung nahe – auch bei der Diagnose „Trisomie“, die sich noch keineswegs im Bereich einer Schwerstmehrfachbehinderung bewegt. Dabei ist es unerheblich, wie viele Eltern von Kindern mit Trisomie ihr Kind (genau wie ihre übrigen Kinder) nicht mehr missen möchten. Schon die Existenz des Tests legt eine Selektion nahe.
Wo fangen wir an mit Selektion und wo hören wir damit auf? Es gibt Menschen mit Trisomie, die Professoren sind oder nach einer Ausbildung normal berufstätig. Es gibt „normale“ Menschen, die unangepasst sind und die Gesellschaft auf die eine oder andere Art „stören“.
Gerade wenn (und weil) nach einem positiven Testergebnis mehr Empfehlung zur Selektion denn Begleitung stattfinden, spricht sich das Kolpingwerk Diözesanverband Trier gegen einen von den Krankenkassen finanzierten Test zur Früherkennung von Trisomie aus. Es braucht vielmehr ein gesellschaftliches Umdenken, das zu einer höheren Akzeptanz von Menschen führt, die aus der Norm fallen. Jeder Mensch hat einen Anspruch auf Schutz seines Lebens. Niemand ist berechtigt zu entscheiden, wann ein Leben lebenswert ist.