Über 2000 Jahre Stadtgeschichte kennengelernt
Zum 14. Mal unternahm die Frauengruppe „Bildung und Kultur“ der Kolpingsfamilie Wernborn eine Städtefahrt. Die Gruppe findet sich sporadisch zusammen; kulturelle und Bildungsangebote werden nach den Wünschen der Teilnehmerinnen von Bettina Maibach koordiniert. Jährlich steht der Besuch einer deutschen Stadt auf dem Programm, im diesem Jahr vom 09. – 11.09. die Fahrt nach Aachen.
Bald schon nach der Ankunft merkte die Gruppe der 16 Frauen: Aachen ist eine Reise wert und es stimmt der Ruf der Stadt nicht, dass es hier immer regnet. Die mitgebrachten Regenschirme mussten kaum geöffnet werden.
Nach der Ankunft bekamen die interessierten Frauen bei einem geführten Stadtrundgang Einblick in Geschichte, kulturelle Entwicklungen und heutige Bedeutung der Stadt.
Aachen ist bekannt für seine über 2000 jährige Geschichte, die sich anhand von Ausgrabungen anschaulich nachvollziehen lässt. Im Gebiet um Aachen finden sich sogar Hinweise auf eine Besiedlung zwischen 3000 und 2500 Jahre vor Christus. Ab der Bronzezeit wurde Aachen von Kelten besiedelt, wie Ausgrabungen im Aachener Elisengarten belegen. Nach den Kelten kamen die Römer und nutzten die warmen, stark schwefelhaltigen Quellen. Es wird vermutet, dass es seit Christi Geburt eine Stadtbebauung mit einem religiösen Kultbezirk und Thermalbädern gab.
Auch späterhin wurde den heißen Quellen zugeschrieben, dass sie Rheuma und viele anndere Krankheiten heilen sollen – nicht zuletzt deshalb soll Karl der Große den Ort zu einer bedeutenden Stadt etabliert haben. Aachen ist ein staatlich anerkannter Kurort und darf sich Bad Aachen nennen, wobei diese Bezeichnung kaum bekannt ist und fast gar nicht benutzt wird, da die Stadt dann in Listen und Verzeichnissen nicht mehr an erster Stelle genannt würde.
Seine besondere geschichtliche Bedeutung und Bekanntheit erlangte Aachen als königliche Hauptresidenz des von Karl des Großen regierten fränkischen Reiches, das zu dieser Zeit seine größte Ausdehnung hatte und sich über weite Teile des heutigen Europa erstreckte.
1166 wurde Aachen Reichsstadt und war vom frühen Mittelalter bis zur Reformation Krönungsort zahlreicher deutscher Könige.
Am zweiten Tag des Aufenthaltes besuchte die Gruppe das bekannteste Bauwerk und gleichzeitig die beliebteste Sehenswürdigkeit der Stadt, den Aachener Dom. Die Frauen waren beeindruckt von der vielgestaltigen religiösen Archtektur aus verschiedenen Zeitepochen, dem Kaisersitz, dem Karlschrein mit Gebeinen Karls des Großen und dem Marienschrein mit den vier Aachener Heiligtümern, die alle 7 Jahre Pilgern aus aller Welt bei der Aachener Heiligtumsfahrt gezeigt werden.
Der Domführer gab nicht nur sein Expertenwissen rund um die lange Historie kund, sondern wusste auch manches überlieferte „Geschichtchen“ zu einzelnen Objekten zu erzählen.
1978 wurden Dom und Domschatz als erstes deutsches Kulturdenkmal in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.
In der Aachener Altstadt ist neben dem Dom das gotische Rathaus das markaneste und interessantestes Bauwerk – ein Besichtigungsmuss für die Ausflügler.
In der ersten Hälfte des 14.Jahrhunderts errichtete die Aachener Bürgerschaft auf den Grundmauern eines verfallenen Palstbaues aus der Karolingerzeit das Rathaus als Zeichen ihrer bürgerlichen Freiheit. Jedoch verlangte damals das Königshaus, dass im neuen Rathaus ein Saal für das festliche Krönungsmahl eingerichtet wurde. Seit 1950 wird in diesem Saal jährlich an Christi Himmelfahrt der Internationale Karlspreis an Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verliehen, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Benannt wurde der Preis nach Karl dem Großen, der zu Lebzeiten als „Vater Europas“ bezeichnet wurde und heute noch als eine, das kollektive europäische Geschichtsbewußtsein prägende Persönlichkeit gilt.
Kulinarisch hat Aachen auch einiges zu bieten: beispielsweise die weltberühmten Aachener Printen. In einer Printenbäckerei erfuhr die Gruppe viel über Ursprung, Herstellung und Vermarktung. Beim späteren Souveniereinkauf hatten einige dann die Qual der Wahl angesichts der vielen Varianten.
Einmal auf den Printengeschmak gekommen, musste abends in einem der Restaurants mit regionaler Küche der Rheinische Sauerbraten nach Aachener Art mit Printensoße gekostet werden.
Neben all den Unternehmungen kam die Geselligkeit nicht zu kurz, auch zwischendurch konnte man sich untertags in einem der Traditionscafes erholen, Aachner Köstlichkeiten geniessen und dem Treiben in den Straßen zusehen.
Bei diesem Städtetrip war wieder für jeden etwas dabei und vor der Heimreise waren sich alle einig: Auch im nächsten Jahr werden wir wieder bei eine Städtefahrt dabei sein - und die wurde dann auch gleich festgelegt.