Roadtrip on tour
Die Tour ist als Tagebuch hier nachzulesen:
Tag 1: Frankfurt - Point Alpha - Eisenach
Heute ging es los. Vom Treffpunkt gestartet ging es direkt zum ersten Programmpunkt: dem Point Alpha - eine alte Militärbasis, die direkt an der ehemaligen innerdeutschen Grenze liegt. Eine Zeitzeugin, die damals selber nahe der Grenze lebte, führte uns durch das dazugehörige Museum: Haus auf der Grenze. Eindrückliche Geschichten, Bilder und teilweise noch originale Grenzzäune machten das Ganze um einiges greifbarer. Nach einer kleinen Picknick-Pause gab es etwas Zeit, um sich frei auf dem Gelände und im Museum zu bewegen und alles noch einmal intensiver auf sich wirken zu lassen. Für alle war am Ende klar, dass diese Erinnerungen nicht einfach verloren gehen dürfen, da sie nicht nur als Mahnmal dienen, sondern auch ein Teil uns aller Geschichte sind. Abends ging es dann zu einem guten Abendessen und Übernachten nach Eisenach, wo wir noch einmal gemeinsam den Tag reflektierten.
Tag 2: Von Eisenach nach Dresden
Und so kommt es anders, als man denkt… Geplant für heute war eine Radtour durch das Grüne Band, dem Naturschutzgebiet, das sich an der Stelle des ehemaligen Todesstreifen durch Deutschland zieht. Doch das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der ganze Morgen schon war regnerisch, sodass wir die reservierten Fahrräder storniert und stattdessen einen Bummel durch Eisenach gemacht haben. Dabei konnte jede*r ganz eigene Dinge entdecken, über das Lutherhaus, das Bachhaus, das Stadtschloss, die Altstadt und kleine besondere Geschäfte, bis wir vom Platzregen überrascht wurden. Also wurde kurzerhand das geplante Picknick auf unterwegs verlegt und wir sind früher in Richtung Dresden gestartet. Auch unterwegs hat es immer wieder geregnet, aber wir haben eine der wenigen Sonnenpausen für ein spontanes Raststätten-Picknick genutzt. Trotz Regen (und Aqua-Planing) sind wir aber gut in Dresden angekommen und konnten in einem Brauhaus gut zu Abend essen. Diejenigen ohne Höhenangst haben dann noch eine Tour im Riesenrad gemacht und wurden mit einem tollen Ausblick auf den Zwinger belohnt.
Obwohl der Tag nicht so lief, wie er ursprünglich geplant war, so gab es doch diverse kleine Highlights. Eines davon? „Wer bin ich“-Spielen im Bus. Damit die ratende Person nicht mitbekommt, wer oder was er*sie ist, hat sie Kopfhörer aufgesetzt und wurde, ganz wie in den klassischen Spielshows im TV, durch das Ende der Musik darauf hingewiesen, dass es weitergeht. Ein großer Spaß
Tag 3: Von Dresden nach Berlin
Nach leckerem Frühstück im Hofe der Jugendherberge ging es morgens los zur berühmten Dresdner Frauenkirche. Auf dieses Highlight haben wir uns besonders gefreut und wurden nicht enttäuscht. Denn als Jugendgruppe hatten wir die besondere Möglichkeit, die Kirche während der Führung ganz für uns allein zu haben. Dadurch konnten wir die friedliche und freundliche Atmosphäre der hohen, beinahe kreisrunden, ganz in Pastell- und Goldtönen gehaltenen Kirche auf uns wirken lassen. Besonders beeindruckte der Hochaltar, in den viele Originalbauteile eingearbeitet wurden. Noch immer fällt es mir schwer zu glauben, dass dieses bauliche Meisterwerk fast 50 Jahren ausgebombt inmitten der Stadt lag und erst in den 1990er Jahren wiederaufgebaut wurde. Im Anschluss durften wir auch die Unterkirche besuchen, die völlig zurückgenommen einen absoluten Kontrast zur eigentlichen Frauenkirche darstellte. Ein guter Ort sich zu besinnen und sich mit Impulsfragen in den verschiedenen Seitenkapellen zum Thema Frieden auseinanderzusetzen.
Aufgrund von Missverständnissen mussten wir uns am Mittag, nach kleinem Schlendern durch die wunderschöne Dresdner Altstadt, plötzlich ziemlich flott auf die Weiterfahrt begeben. Mit gemeinsamem Kochen ließen wir den Tag in unserer neuen Selbstversorgerunterkunft in Berlin ausklingen.
Tag 4: Berlin – Notaufnahme Lager Marienfelde – Berliner Untergrund
Heute haben wir uns zum Notaufnahme Lager Marienfelde begeben.
Ein Flüchtlingslager, das bereits von Anfang an konstruiert wurde, mit dem Gedanken, wenn es nicht mehr benötigt wird, umgebaut wird zu sozialen Wohnungen.
Das ist nicht passiert, stattdessen wird es heute noch als Flüchtlingslager und Gedenkstätte verwendet.
Gelernt haben wir einiges über das damalige Aufnahmeprogramm, Gründe für die Flucht und Wege über die Grenze.
Nach kurzer Einkaufs- und Erholungspause ging es schon mit der U-Bahn quer durch Berlin in die Bernauer Straße.
Dort haben wir uns dann über Fluchtwege mittels Tunneln unter der Mauern informiert.
Es ging darum, wie solche Fluchtversuche organisiert worden, wie viel Arbeit und Material in so einen Tunnel geflossen sind oder auch welche Gefahren so ein Versuch mit sich bringt.
Durch viel Mühen des Vereins, der die Tour angeboten hat, konnten wir sogar quasi durch einen dieser Tunnel gehen.
Abgeschlossen haben wir den Tag dann mit einem Spaziergang entlang der Mauer Gedenkstätte.
Tag 5: Mauerbau und Ostberlin
Angefangen hat der Tag etwas gemütlicher als sonst, da wir wegen eines digitalen Workshops nirgendwo hinfahren mussten. Der Workshop drehte sich um zusammengefasstes Videomaterial eines Westberliners, der den Mauerbau von Anfang an mitfilmte. In Kleingruppen beschäftigten wir uns mit verschiedenen Aspekten des Mauerbaus, wie er zum Beispiel die Berliner*innen, aber auch die Grenzsoldaten und die Infrastruktur beeinflusste. Dabei fanden wir unter anderem Hashtags und mögliche Filmtitel, wie #Blitzmauer #Wachhund #fassungslos. Es wurde uns einmal mehr bewusst, wie plötzlich aus dem Nichts über Nacht eine Mauer entstand, die Familien, Freund*innen und Arbeitsplätze trennte. Jede*r von uns hat ganz eigene emotionale Momente aus dem Film, die in Erinnerung bleiben werden.
Mittags ging es dann mit der Bahn zum Startpunkt für einen Actionbound. Das ist eine per App selbstgeführte Schnitzeljagd, die wir heute durch das ehemalige Ostberlin bis zur Eastside-Gallery gemacht haben. Immer wieder ging es entlang der ehemaligen Mauer und die Tatsache, dass noch vor 35 Jahren ein solcher Spaziergang nicht möglich gewesen wäre, wurde immer wieder bewusst.
Auch heute ließ uns leider das Wetter wieder etwas im Stich, weshalb wir auf unserer Tour etwas nass wurden. Das hat aber dem Spaß an der Sache keinen Abbruch getan und die Bilder an der Eastside-Gallery (durch viele internationale Künstler*innen bemalte Mauerwand von 1,3 km) waren auch nach strömenden Regen beeindruckend.
Tag 6: Checkpoint Charly & Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Der heutige Roadtrip-Tag stand unter dem Motto: Zeitzeugen & Gesprächen mit Menschen aus der DDR-Zeit.
Nach unserem gemeinsamen Frühstück machten wir uns mittels Berliner Tram und U-Bahn in Richtung Checkpoint Charly. Dort erlebten wir eine Führung durch das Mauermuseum mit dem Zeitzeugen Klaus-Günther Jacobi. Klaus berichtete nicht nur über die Geschichte der Berliner Mauer, sondern konnte uns mit seinen packenden Erzählungen von der Überführung seines besten Kumpels Manfred in die BRD berichten.
Den Nachmittag verbrachten wir mit einer Führung durch das ehemalige Stasi Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen. Dort erhielten wir ebenfalls eine Führung über das Gelände durch den Zeitzeugen Karl-Heinz Richter, welcher als ehemaliger Insasse uns dramatische Geschichten seiner Zeit im Gefängnis sowie seiner Flucht in die BRD und darauffolgende Verfolgung durch die StaSi vermittelte. Während des kalten Krieges wurde Karl-Heinz durch die Grenzbeamten der StaSi festgenommen, nachdem er versucht hatte, seine gesamten Klassenkameraden über die Grenze in die BRD zu bringen.
Nach diesen spannenden, aber auch sehr emotionalen und kräftezehrenden Gesprächen und Diskussionen haben wir den Abend mit originaler Berliner Currywurst und Gesellschaftsspielen ausklingen lassen.
Tag 7: Brandenburger Tor & Fahrt nach Malchow
Unser letzter Tag in Berlin ist gekommen und wir musste nach 4 Tagen in der „Gäste Etage“ leider die Zimmer räumen. Es waren wirklich aufregende Tage mit unfassbar vielen Erlebnissen, Begegnungen und neuen Kenntnissen für uns und sind auch ein wenig froh, an unserem nächsten Ziel Malchow ein wenig durchatmen zu können.
Doch bevor wir uns in Richtung Mecklenburg-Vorpommern aufmachen, haben wir noch einen kurzen Stopp am Brandenburger Tor eingelegt, sowie die verschiedenen Holocaust Gedenkstätten besucht. Besonders die Gedenkstätte der ermordeten Sinti und Roma hat uns stark betroffen und nochmal sehr emotional eingebunden, da uns die Verfolgung dieser Völkergruppen bisher unbekannt war.
Vorbei am Parlamentsgebäude und dem deutschen Reichstag haben wir unsere Fahrt Richtung Malchow an der Mecklerburgischen Seenplatte gestartet. Nach kurzem Auspacken und Planen des Abends wurde fleißig eingekauft und gemeinsam Wraps zubereitet und verspeist. :-) Als kleinen Verdauunsspaziergang haben einige von uns die Abenddämmerung direkt am angrenzenden Fleesensee verbacht.
Tag 8: Gottesdienst & Stadterkundung Malchow
Der erste volle Tag in Malchow startete mit einen mehr oder weniger sonnigen Frühstück im Garten der Unterkunft. Der angesetzte Reflektions-Gottesdienst musste wegen schlechtem Wetter um eine Stunde verschoben werden. Was allerdings auch nicht half, da wir auch beim zweiten Versuch vom Regen überrascht wurden. Insgesamt aber ein rundum gelungener Gottesdienst mit vielen schönen Liedern und tollen Impulsen. Mittags ging es dann etwas in die Stadt, Eis essen und über die Rathaus-Insel auf die andere Seite des Sees. Nach kleinerer Spielpause am Nachmittag, fingen wir gemeinsam mit dem Zubereiten des Currys für den Abend an. Mit leckerem Essen und einem gemütlichen Abend schlossen wir den Tag, der einen solch großen Kontrast zu unserem Programm zuvor bot, ab.
Tag 9: Drohnen Workshop, Fleesensee & Treffen DV Trier
Beim gemeinsamen Frühstück im Garten wurde der Tag geplant. Heute war Drohnen-Training angesagt – der erste Teil des medienpädagogischen Parts unserer Reise. Zusammen gingen wir am Mittag zum nahegelegenen Strand am Fleesensee, breiteten unsere Decken aus und Vanessa und Johannes packten ihre mitgebrachten Drohnen sowie die Kolping-GoPro aus. Nach einer kurzen Einleitung durfte jeder die Geräte selbst einmal steuern. Mit viel Freude verfolgten wir die fliegenden Kameras am Himmel, ließen sie im Kreise drehen und kamen dann auf die Idee, Bilder aus Vogelperspektive zu knipsen und Buchstaben aus unseren Körpern auf dem Boden zu bilden. Wir sind sehr gespannt auf das Ergebnis. Anschließend gingen ein paar von uns im See baden oder sprangen vom Steg aus ins Wasser. Wir spielten und genossen den überwiegend sonnigen Nachmittag. Am Abend wurden wir von einer Reisegruppe des DV Trier zum Grillen eingeladen. Also gingen wir einkaufen und bereiteten Salat und Gemüsepacks vor und fuhren gegen 18 Uhr zu den Trierer Kolpingschwestern und -brüdern, die einige Orte weiter untergebracht waren. Während des Grillens begann es zu Schütten – doch wir konnten uns in einen großen Gemeinschaftsraum zurückziehen, lecker speisen und verschiedene Spiele spielen. Es wurde ein langer und ausgelassener Abend, der uns erst spät zurückkehren ließ.
Tag 10: Videos aussortieren & scheiden
Nach der langen Nacht haben wir den heutigen Tag langsam mit einem gemütlichen Frühstück begonnen. Danach stand der Rest des Tages unter dem Thema Video. Um unsere Reise zu begleiten, wurden immer wieder kleine Videoclips gedreht. Diese haben wir heute begonnen zu sichten und sortieren. Ziel ist es, dass wir am Ende einen Kurzfilm unserer gesamten Reise haben. Da wir aber keine Expert*innen in dem Gebiet sind, haben wir eine Einführung in das Thema Videoschnitt bekommen, bevor wir uns selbst an dem Programm versuchen konnten, um erste Vorlagen und Konzepte zu erstellen. Parallel dazu wurde auch an der Text-/Tonplanung gearbeitet, um die Videoclips entsprechend zu unterlegen (die meisten Videos haben keinen Ton beziehungsweise keinen, der in einem Film zu gebrauchen ist). Morgen geht die Arbeit daran weiter!
Tag 11: Interviews drehen, Fleesensee & Sommerrodelbahn
Nach einem gemütlichen Frühstück am Morgen fand der nächste Teil des medienpädagogischen Programmes statt. Nach einer kurzen Einführung in die Welt der Kamera-Perspektiven haben wir uns mögliche Drehorte für unsere Interviews überlegt und ein kleines Hochzeits-Grußvideo gedreht. :-)
Dann ging es auch schon direkt ans Drehen der Sequenzen für den Roadtrip-Film. Aufgeteilt in Zweier-Teams führten wir Interviews zu den einzelnen Programmpunkten der letzten Tage durch, die unsere Erlebnisse und Emotionen entsprechend eingefangen haben.
Am Nachmittag haben wir uns aufgeteilt in zwei Gruppen. Gruppe 1 verbrachte den Nachmittag am Fleesensee und konnten Dank GoPro einige Wasseraufnahmen für den Film produzieren. Gruppe 2 machte einen Ausflug zur Sommerrodelbahn in Malchow, welche dem ein oder anderen doch ein wenig zu langsam war. ;-) Trotzdem hatten alle Teilnehmer viel Spaß & den ein oder anderen Adrenalinstoß erlebt.
Nach einem kleinen Impuls und Abendessen wurde der Tag mit einem gemeinsamen Filmabend beendet und die ersten Sachen für den morgigen (letzten) Stopp Hamburg bereits gepackt.
Tag 12: Anfahrt Hamburg, Elbphilharmonie & Fährfahrt
Nach unserem letzten gemeinsamen Frühstück in Malchow packten wir in aller Eile unsere Koffer, spielten ein wenig Tetris im Bus und machten uns auf den Weg zu unserem letzten Ziel auf nach Hamburg. In unserer Jugendherberge (direkt an den Landungsbrücken gelegen!) angekommen, verstauten wir unsere Sachen und sind mit der Fähre direkt zur Elbphilharmonie gefahren. Natürlich haben wir uns den Zugang zur Plaza nicht entgehen lassen und haben so einen wunderschönen Ausblick über die Elbe und Hamburg erhalten.
Die ersten Bilder & Videos von Hamburg in der Tasche, machten wir uns auf zum Abendessen im Ahoi! wo uns leckere Fritten und Burger erwarteten. Im Anschluss fuhren einige von uns noch die Lichterfahrt am Hamburger Hafen und der Speicherstadt entlang und genossen so das Hamburger Lichtermeer am Abend.
Tag 13: Schnitzeljagd durch Hamburg & letzter Abend
Nach dem absolut Corona-konformen Frühstück in der Jugendherberge fuhren wir zum Hauptbahnhof von Hamburg, wo wir eine Schnitzeljagd durch die Innenstadt gemacht haben. Etwa vier Stunden ging es von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, mit kleinen Rätseln und jeder Menge Input. Am Mittag folgten wir spontan einer Einladung zur Andacht in die St. Petri-Kirche und natürlich durfte auch ein Fischbrötchen nicht fehlen. Die Tour endete in Planten un Blomen – dem frei zugänglichen botanischen Garten in Hamburgs Zentrum. Dort erholten wir uns vom vielen Laufen und konnten die schönen Wasserspiele bewundern. Zum Abendessen gingen wir in das viel empfohlene, der Jugendherberge nahe gelegene Portugiesenviertel, wo wir guten Fisch und damit einen schönen letzten Abend genießen konnten.