Menschleben retten - eine drängende Aufgabe der EU
Köln – 11.02.2021
In der aktuellen Corona‐Pandemie findet die katastrophale menschenunwürdige Lage der
Geflüchteten in Bosnien‐Herzegowina und Griechenland nur wenig Aufmerksamkeit.
Angesichts dieser humanitären Krise ruft der Vorstand von Kolping Europa die nationalen
Regierungen und die Europäische Union dazu auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und
umgehend zu handeln. Es ist ein Skandal und durch nichts zu rechtfertigen, dass Kinder und
Jugendliche, Frauen und Männer unter diesen menschenunwürdigen Verhältnissen leiden
müssen.
Bosnien‐Herzegowina – Humanitäre Krise vor den Toren Europas
Die Lage in Bosnien‐Herzegowina ist schon seit Jahren prekär. Kurz vor Weihnachten hat die
Internationale Organisation für Migration (IOM) das Geflüchtetenlager Lipa geschlossen, da
das Lager nicht den humanitären Mindestanforderungen entsprach und die bosnischen
Behörden der Forderung, das Lager winterfest zu machen, nicht nachkamen. Die
Geflüchteten harren seitdem unter lebensgefährlichen Bedingungen in der eisigen
Winterkälte aus. Zudem gibt es keine Gesundheitsversorgung und Möglichkeiten zum
Infektionsschutz, obwohl bereits einige Geflüchtete COVID‐Symptome aufweisen.
Versuche, die Geflüchteten in anderen Unterkünften unterzubringen, sind an Protesten der
BürgerInnen vor Ort und dem politischen Willen bzw. Unwillen gescheitert. Trotz finanzieller
Hilfe aus der EU wurde dringend notwendige humanitäre Hilfe unterlassen, und politisches
Kalkül wird zulasten der notleidenden Menschen ausgetragen. Losgelöst von einer
gesamteuropäischen Lösung fordert Kolping Europa alle nationalen Regierungen dazu auf,
umgehend zu handeln und Geflüchtete aus humanitären Gründen aufzunehmen.
Griechenland – Humanitäre Krise innerhalb der Europäischen Union
Auch in vielen Geflüchtetenlagern in Griechenland ist die Lage so verheerend, dass
humanitäre Hilfe dringend notwendig ist. Ein Beispiel hierfür ist die katastrophale Lage der
Geflüchteten im überfüllten Lager Moria auf Lesbos. Auch das neu errichtete Camp Kara
Tepe soll – Berichten zufolge – noch unbewohnbarer für die Geflüchteten sein als Moria.
Notdürftig errichtete Zelte stehen häufig unter Wasser, Sanitäranlagen gibt es kaum, ebenso
wenig warmes Wasser und Heizmöglichkeiten.
Die EU unterstützte auch in diesem Fall Griechenland finanziell, dennoch verbessert sich die
lebensbedrohliche Situation der Geflüchteten vor Ort nicht. Einige wenige Länder der EU
haben zugesagt, Geflüchtete aus Griechenland aufzunehmen, doch die Umsetzung dieser
Zusagen verläuft ebenso schleppend. Auch hier appelliert Kolping Europa an die politisch
Verantwortlichen, schnell zu handeln und ihrer humanitären Verantwortung nun endlich
nachzukommen.
Illegale Push‐Backs an Europas Außengrenzen
Geflüchtete berichten von gewalttätigen Zurückweisungen an der kroatischen Grenze.
Dokumente und Handys werden abgenommen, Menschen misshandelt. Auch auf dem
Mittelmeer gibt es solche illegalen, sog. „Push‐Backs“. Geflüchtete werden in
außereuropäische Gewässer zurückgedrängt und dem offenen Meer überlassen. Kolping
Europa fordert: Illegale Push‐Backs müssen umgehend gestoppt werden, denn sie verstoßen
gegen das Völkerrecht sowie das EU‐Recht. Den Schutzsuchenden muss die Möglichkeit
gegeben werden, einen Asylantrag zu stellen.
Unerträglich ist, wenn in Europa gegen die Menschenwürde verstoßen wird
Mit großem Entsetzen stellt Kolping Europa fest, dass europäische Grundwerte und
verantwortliches Handeln bei diesen humanitären Katastrophen innerhalb der EU und vor
den Toren der europäischen Außengrenze grob missachtet werden. Unerträglich ist, dass
gegen die Menschenwürde verstoßen und gehandelt wird. Es ist ein Armutszeugnis, wenn in
Europa Geflüchteten, die sich in solch einer katastrophalen Lage befinden, Hilfe aus
politischen Gründen verweigert wird.
Kolping Europa fordert die Europäische Union – vor allem aber ihre Mitgliedstaaten – auf,
umgehend ihrer Verantwortung nachzukommen. Es reicht nicht aus, finanzielle Hilfe zu
leisten, sondern es muss nun schnell und entschieden gehandelt werden, um die Menschen
aus diesen unwürdigen und teilweise lebensbedrohlichen Zuständen herauszuholen.
Zugleich ist die Gemeinschaft der EU aufgefordert, so schnell wie möglich eine gemeinsame
europäische Lösung zu finden. Menschenleben retten, daran werden sich die
Mitgliedstaaten sowie die Europäisches Union messen lassen müssen.
Margrit Unternährer, Europavorsitzende
Ulrich Vollmer, Europasekretär
Josef Holtkotte, Europapräses
Das Kolpingwerk Europa ist ein katholischer Sozialverband und Teil des Internationalen
Kolpingwerkes, das heute in über 60 Ländern der Erde mit rund 450.000 Mitgliedern
vertreten ist. Es fördert durch Bildung und Aktionen die Entwicklung seiner Mitglieder in
vielen Bereichen des täglichen Lebens.
Pressestelle
Kolpingwerk Deutschland
Georg Wahl, Stellvertretender Pressesprecher
St‐Apern‐Str. 32, 50667 Köln
Tel. 0221‐20701‐112
E‐Mail: georg.wahl@kolping.de, www.kolping.de