Ist unsere Altkleidersammlung ethisch vertretbar?


Die „Kolping Recycling“ mit Sitz in Fulda ist mit dem Prüfsiegel für gesicherte Nachhaltigkeit ausgezeichnet, das sowohl in den Bereichen Ökologie und Ökonomie als auch in Sozialkompetenz umfassender Nachhaltigkeitsprüfung standhält – und das mit jährlicher Kontrolle.
Was bedeutet das im Einzelnen?
70% der Sammelcontainer werden durch Integrationsbetriebe geleert, die auf tariflicher Basis oder mit Mindestlohn bezahlt werden. Im eigenen Büro in Fulda wird immer ein junger Mensch ausgebildet, der auf dem Arbeitsmarkt nicht oder nur schwer einen Ausbildungsplatz finden würde. Damit sichert die Recycling benachteiligten Menschen nachhaltig Arbeitsplätze und eigenes Einkommen.
Von den gesammelten Altkleidern eignen sich durchschnittlich nur ca. 50% für den Secondhand-Gebrauch. Die andere Hälfte wird zu Putzlappen oder Rohstoffen verarbeitet, ein leider wachsender Teil muss als Müll entsorgt werden. Da kein Gewinn aus dieser 2. Hälfte erzielt werden kann bzw. die Müllentsorgung kostenpflichtig ist, sollte die weiterverwendete Ware möglichst hochwertig sein, um die Verluste auszugleichen. Dies können wir als Verbraucher*innen selbst steuern, indem wir keine Billigkleidung kaufen und abgeben.
In Deutschland bleiben höchstens 3% der Textilien als Secondhand-Ware. Aus der Altkleidersammlung lassen sich nur Brautmoden, Trachtenkleidung und Taschen im eigenen Land vermarkten, der Rest wird nach gezielten Angaben der dortigen Großhändler nach Afrika verkauft, wo 30 % der Bevölkerung vom Altkleiderhandel lebt. Da es dort seit den 90er Jahren nicht mehr die Möglichkeit gibt, in der Textilindustrie zu arbeiten, ist der Altkleiderhandel für diese Menschen existenzsichernd. Jetzt, in Corona-Zeiten, warten sie auf neue Ware, die zum Teil nicht eingeführt werden darf.
Ökologisch ist Textilrecycling wertvoll, da die Produktion von 1 kg Baumwolle z.B. etwa 20.000 l Trinkwasser verschlingt. Gute Markenware lässt sich oft waschen, und das wissen auch afrikanische Käufer*innen zu schätzen, während Billigware mit hohem Kunststoffanteil zwar neu ist, aber auch früher verschleißt. Kleider, die nicht mehr in den Verwertungskreislauf kommen, landen auf dem Müllhaufen, auch in Deutschland.
Stephan Kowoll präsentierte dem Präsidium des Diözesanverbands Limburg überzeugend seine Verwertungsfirma – und ihre ethischen Prinzipien.
Wer noch mehr detaillierte Informationen zur Kolping Kleidersammlung erhalten möchte, kann sich auf der Homepage informieren: www.kolping-recycling.de.
Übrigens: Wer sich an der Altkleidersammlung von Kolping beteiligen möchte: Am 19. September wird diözesanweit in vielen Orten eine Straßensammlung durchgeführt. Und es sind zusätzlich oft orange Sammelcontainer aufgestellt. Ansonsten genügt ein Anruf im Diözesanbüro, um die nächste Sammelstelle zu erfahren: 069 92 88 49 450.